Tierische Unterstützung beim Artenschutz? Wie das geht verrät Biologin Kristin Krause und gibt spannende Einblicke in ihre Ausbildung mit Spürhund Emilio.
Hunde sind prima Schnüffler! Aber wusstest du, dass sie sogar bestimmte Pflanzen aufspüren können? Biologin Kristin Krause macht in ihrer Freizeit mit ihrem Lagotto Romagnolo Emilio eine Ausbildung zum IGAMon-Artenspürhund-Team. Als Gastautorin teilt sie ihre ersten Erfahrungen mit uns.
Wir sind dabei!
Im Juli letzen Jahres haben wir die Zusage bekommen: Wir sind eines von 15 Schnüffel-Teams, die im IGAMon-Projekt eine Ausbildung zum Artenspürhund machen dürfen! Ich habe mich riesig gefreut. Denn anspruchsvolles Schnüffeln im Freien ist für meinen Trüffelhund Emilio genau das Richtige.
Zwar haben wir auch über Mantrailing nachgedacht, aber: Emilio findet fremde Menschen nicht so interessant. Sie zu suchen, macht ihm darum wahrscheinlich keine große Freude.
Trüffel-Sammeln ist in Deutschland verboten. Aber Schnüffeln und gleichzeitig den Naturschutz unterstützen, ist eine perfekte Aufgabe für Nasenarbeiter wie Emilio.
Darum geht’s: Invasive Arten
Bei „IGAMon“ steht „IGA“ für „invasive gebietsfremde Arten“ und „Mon“ für „Monitoring“, deren Aufspüren und Melden.
Invasive Arten sind nicht-heimische Tiere (Neozoen) und Pflanzen (Neophyten), die von Menschen in andere Länder gebracht wurden und sich dort vermehren.
Ein berühmtes Beispiel aus dem Tierreich ist der putzig aussehende Waschbär, der in Deutschland nicht einheimisch ist. Wir werden aber Pflanzen erschnüffeln.
Gefahr erkannt, Gefahr (fast) gebannt
Viele invasive Tiere und Pflanzen fühlen sich in Deutschland mittlerweile pudelwohl – sie verbreiten sich schnell. Leider reduzieren sie gleichzeitig den Lebensraum für heimische Arten und bringen so unser Ökosystem aus dem Gleichgewicht.
Unser Pflanzen-Monitoring soll dabei helfen, die Ausbreitung invasiver Arten in bestimmten Gebieten Deutschlands zu erfassen. So können wir zukünftig dazu beizutragen, Strategien zur Eindämmung dieser invasiven Pflanzen zu entwickeln.
Unsere Pflanze
Emilios Aufgabe wird sein, den Japanischen Staudenknöterich, seinen Verwandten, den Sachalin-Staudenknöterich und die Bastardisierungen, also Kreuzungen, beider Spezies zu erschnüffeln.
Vor allem der Japanische Staudenknöterich breitet sich schnell aus. In welchen Gebieten in Berlin und Sachsen-Anhalt sprießt er? Das werden wir herausfinden! Vorteil Superschnüffler: Emilios sensible Nase wird später sogar unterirdisch wachsende Teile der Pflanze, zum Beispiel im Winter, aufspüren können.
Basisübung: Die Anzeige
Wer jetzt denkt, es geht direkt ab in Wald und Flur, liegt falsch. Bevor wir an den Staudenknöterich können, gilt es für Emilio und mich den ersten Schritt zu meistern – die Anzeige.
Später soll Emilio zuverlässig den Knöterich anzeigen, mir also deutlich machen: Hier wächst „unser“ Pflänzchen! Das üben wir zuerst mit einem Kong. Den kennen sicher viele von euch als Kauspielzeug.
Schritt für Schritt…
Was ist unser erstes Ziel? Emilio soll den Kong in meiner Hand anstarren – je länger, desto besser. Mit Pfote oder Schnauze berühren, ist dabei nicht erlaubt. Klingt einfach, aber probiert es gerne mal aus.
Ich belohne Kong-Anschauen mit dem Clicker und steigere langsam, Sekunde für Sekunde, die Zeit. In den nächsten Schritten halte ich den Kong immer näher zum Boden, bis er darauf liegt.
Später werde ich das Kautschuk-Spielzeug in kleine Stücke zerschneiden, bis Emilio zum Schluss ein winziges Kong-Schnipsel anstarrt. Danach werde ich den Schnipsel immer weiter weglegen, damit er hinlaufen muss, um ihn anzuzeigen. Erst dann kann er außer Sicht an immer schwierigeren Stellen versteckt werden.
…zum Knöterich
Wir üben seit fast drei Monaten die Anzeige mit dem Kong. Eine Übungseinheit dauert nur ein paar Minuten und besteht aus maximal 20 Durchgängen.
Nach jeder fünften Trainingseinheit lade ich ein Video hoch, das ich gemeinsam mit den IGAMon-Trainerinnen bespreche.
Wenn Emilio den Kong-Schnipsel zuverlässig, auch unter Ablenkung, findet und bis zur Auflösung durch mein Signal anzeigt, können wir mit dem Japanischen Staudenknöterich trainieren. Dabei wird der Trainingsgeruch, also der Kong, mit dem Zielgeruch des Staudenknöterichs ersetzt.
Teamwork
Die Ausbildung macht großen Spaß – aber man braucht auch viel Geduld!
Toll ist: Die Zeit, die wir aktuell ins Training investieren, kommt nicht nur der Forschung rund um invasive Arten zugute, sondern auch uns: Emilio und ich lernen jede Menge dazu!
Ich darf nicht zu viel auf einmal wollen, damit die Basis sicher sitzt. Gleichzeitig kann ich durch das konzentrierte Üben kleinste Signale von Emilio besser verstehen.
Vorfreude auf erste Entdeckungen
Ich bin gespannt, wann wir den ersten Staudenknöterich entdecken werden. Gerne gebe ich in ein paar Monaten wieder einen Einblick. Aber jetzt muss ich Schluss machen – die nächste Trainingseinheit wartet!
Hast du schon einmal anspruchsvolle Nasenarbeit mit deinem Vierbeiner gemacht? Welche Schnüffelarbeit findest du besonders spannend? Erzähle uns gerne in den Kommentaren davon!
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